Die neue Partnerschaft beim HSV

 

Moin Nordtribüne,

erinnert Ihr Euch noch an die Textreihe Ende 2020? Falls nicht, dann gibt’s hier nochmal eine kurze Zusammenfassung. Wir haben im Wochenrhythmus vier Texte in Anlehnung an die Thematik „Zukunft Profifußball“ veröffentlicht. Die Resonanz war großartig, die Hamburger Presse kam auf uns zu, Mitglieder gaben positives Feedback und wie der Flurfunk es vermitteln ließ, waren auch viele Personen beim HSV davon begeistert. Einiges ist seitdem auch passiert, unter anderem wurden interessierte Personen bei bestimmten Themen mit eingebunden – wir begrüßen diese Art und Weise der Zusammenarbeit und freuen uns auf mehr. Dennoch muss angenommen werden, dass der HSV ein Kernthema dieser Textreihe komplett vergessen hat – und zwar das Thema Nachhaltigkeit neben dem Platz. Das lassen wir uns nicht gefallen und analysieren den neuen Partner vom HSV und dem Hamburger Weg. Wir maßen uns nicht an, schlauer als viele renommierte Expert:innen zu sein, jedoch ist die Klimakrise nicht von der Hand zu weisen. Aus diesem Grund ist eine Zusammenarbeit mit einem Konzern, der in den letzten Jahrzehnten einen enormen Anteil dazu beigetragen und genauso enorm daran verdient hat, nicht tragbar.

Neuer Partner? Ja genau, still und heimlich hat der HSV am 16.06.2022 auf der Webseite bekannt gegeben, dass der HSV und der Hamburger Weg in Zukunft mit der Shell Deutschland GmbH zusammenarbeiten werden, sprich: sich sponsern lassen. So soll gegenseitig voneinander profitiert werden, die Gesellschaft positiv geprägt und gemeinsam in die Zukunft gegangen werden. Der HSV baut vor allem auf die Kompetenzen im Bereich Energie und Mobilität. Von Seiten Shells soll die Dekarbonisierung im urbanen Raum der Stadt Hamburg vorangetrieben werden. Der HSV wird dabei als lokaler Partner gesehen, der diesen Prozess beschleunigen soll.

Weiter heißt es in dem Text, dass Shell bis 2050 ein Netto-Null-Emissionsunternehmen sein möchte. Die schwarze Null, so schön sie auf den ersten Blick auch sein mag, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als dreiste Greenwashing-Aussage und es macht uns stutzig, dass diese leicht als solche enttarnbaren Phrasen 1:1 vom HSV übernommen werden. Warum?

Kurz gesagt: Shell schönt die eigene Netto-Null-Rechnung und bezieht nur die sogenannten Scope 1 und 2-Emissionen mit ein. Also solche, die bei Herstellung, Aufbereitung und Bereitstellung des Kraftstoffs anfallen. Der größte Anteil, der beim Verbrennen, also durch das Autofahren, entsteht, wird dabei entgegen mehrerer Gerichtsurteile einfach ignoriert. Doch dazu weiter unten mehr. Insgesamt fehlt es der blumigen Pressemitteilung mit weichen Worten an konkreten Inhalten, sodass wir folgende Fragen haben:

Welche Ziele will Shell mithilfe dieser Partnerschaft erreichen? Das bloße Aufzählen von Schlagworten „Ladesäuleninfrastruktur, Elektroauto-Abo oder Strom und Gas aus alternativen Energien“ ersetzt jedenfalls keine Zielsetzung.
Ebenso wenig wie ein Ziel werden Mittel oder Wege dieser Partnerschaft detailliert aufgezeigt. Wenn schon nicht klar ist, was durch diese Partnerschaft erreicht werden soll, sollte im Sinne der Glaubwürdigkeit und der Transparenz wenigstens klar werden, wie genau zur Dekarbonisierung beigetragen werden soll?
Zu guter Letzt: Wie genau soll der HSV-Beitrag zur Beschleunigung der Energiewende aussehen? Kriegt Shell das nicht auch ohne den HSV hin?

Die Pressemitteilung in ihrer jetzigen Fassung lässt leider keinen anderen Schluss zu, als dass sich der HSV für eine schöne Greenwashing-Kampagne nutzen und bezahlen lässt.

Der Shell-Konzern – ökologische Nachhaltigkeit?

Denn es ist auch so, dass die Shell Deutschland GmbH die deutsche Tochtergesellschaft des niederländischen Mineralölkonzerns Royal Dutch Shell ist und somit mittelbar an den vielen Umweltkatastrophen der Vergangenheit und anderen fragwürdigen Geschehnissen verantwortlich ist. Die Shell Deutschland GmbH hat im Jahr 2020 einen Umsatz von 13 Milliarden in ihren Büchern verbuchen dürfen.[1]

Diese haben ihren Ursprung vorwiegend in der Herstellung und dem Vertrieb von Produkten im Energiesektor, worunter auch die erneuerbaren Energien und Wasserstofferzeugnisse fallen dürften. Allerdings in verschwindend geringem Anteil. Ganze 50 Ladesäulen im kompletten Bundesgebiet[2] (2019, aktuellere Daten Fehlanzeige) sind nicht mehr als ein symbolischer Tropfen auf den heißen Stein. Denn bekannt ist Shell vor allem durch den Handel mit erdölbasierten Kraftstoffen und dem Betrieb von Tankstellen, womit wir auch bei dem größten Kritikpunkt wären:

Der Konzern ist für mehrere Umweltkatastrophen verantwortlich, am bekanntesten ist wohl die Ölpest im Nigerdelta aus dem Jahr 1960, die bis heute andauert und bereits 408.000 Tonnen Rohöl und raffinierte Produkte freigesetzt hat. Das rücksichtslose Vorgehen von Shell zielt darauf ab, Pipelines bis zur Schrottreife zu nutzen, Umweltauswirkungen kleinzurechnen, das nächste Ölleck bewusst in Kauf zu nehmen und das Ganze obendrein abzustreiten.[3] Auch die Eigenaussage von Shell Deutschland GmbH, im Jahr 2050 ein Netto-Null-Emissionsunternehmen sein zu wollen, ist fragwürdig. Zumal ein Gericht erstinstanzlich in Den Haag im Jahr 2021 dem niederländischen Mutterkonzern mit auf den Weg gab, seine CO2-Emissionen schon bis 2030 um 45% senken zu müssen und die oben bereits angesprochenen Scope-3-Emissionen miteinzubeziehen. Andere Öl-Multis machen Shell bereits vor, wie Scope-3-Emissionen berücksichtigt und konkrete Maßnahmen benannt werden können. Was diese Konkurrenten natürlich nicht heiligspricht, aber dafür Shell umso mehr entlarvt.[4] Denn Shell wird für den Ausstoß von 31,95 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent im Zeitraum 1965 – 2019 verantwortlich gemacht, wodurch sie auf Platz 7 landeten. Es gibt also weltweit nur 6 Unternehmen, die in der Vergangenheit noch mehr zum Treibhauseffekt beigetragen haben als Shell.[5]

Zynisch zusammengefasst, ließe sich sagen, dass selbst die HSV-Mitgliedschaft gar nicht so viele „Run For The Oceans“-Kilometer erlaufen könnte, um wettzumachen, was Shell in den letzten 60 Jahren schon angerichtet hat, künftige Schäden noch gar nicht miteingerechnet. Als bittere Ironie empfinden wir die Tatsache, dass sich auch der Hamburger Weg als Stiftung zu Shell ins Boot setzt und die Partnerschaft mitträgt. Denn der Hamburger Weg veranstaltete bereits in der Vergangenheit Workshops für Schulklassen zum Thema Nachhaltigkeit im Stadion.[6] Dass diese Aktionstage nun indirekt mitgefördert werden sollen, von einem Konzern, der durch Urteile nach zähen und mehrjährigen Gerichtsprozessen an die eigenen Pflichten und Beiträge zur Energiewende erinnert werden muss, ist ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust.

Der Shell-Konzern – soziale Nachhaltigkeit?

Obwohl die ökologischen Argumente mehr als ausreichend sind, ergeben sich auch auf sozialer Ebene massive Kritikpunkte: Denn uns allen dürfte das aktuelle Thema ein Dorn im Auge sein – der Tankrabatt in Höhe von 35 Cent je Liter, um die Verbraucher:innen zu entlasten. Davon sollen im Durchschnitt nur ca. 10 Cent angekommen sein. Die Ölkonzerne, und somit auch Shell, konnten ihre Margen dagegen um etwa 25 Cent je Liter steigern, die direkt in den Kassen von Shell versickern.[7]

Der Shell-Konzern saß im damals größten Korruptionsprozess aller Zeiten auf der Anklagebank.[8] Außerdem kam es in Den Haag zu einer Anklage gegen Shell wegen rechtswidriger Festnahmen, Inhaftierungen und Hinrichtungen, durchgeführt vom nigerianischen Militär, im Auftrag von Shell.[9]

Diese Liste ließe sich problemlos noch weiter fortführen, aber folgender Punkt ist jetzt schon deutlich geworden: Nämlich, dass der HSV nicht von diesen dreckigen Geschäftspraktiken profitieren darf.

Der Shell-Konzern – finanzielle Nachhaltigkeit?

Ein Blick auf die Jahreshauptversammlung 2022 zeigt, dass sogar die eigenen Aktionäre, also jene, die von dem schmutzigen Geschäft profitieren, Druck aufbauen und verbindliche Zusagen für den Klimaschutz fordern, auch wenn es bedeutet, dann selbst weniger Geld daran zu verdienen.[10]

Wenn also nicht mal mehr die eigenen Anteilseigner Vertrauen in das Geschäftsmodell von Shell haben, fragen wir uns, wo der HSV dieses Vertrauen hernimmt und wie die Fans dieses Vertrauen haben sollen?

Fazit: Es gibt unzählige Belege, die zeigen, dass der Shell-Konzern in der Vergangenheit einen erheblichen Beitrag zur Klimakrise geleistet hat, die Profite in schwierigen Zeiten auf den Rücken der Bevölkerung steigert und dafür notfalls auch über wortwörtlich Leichen geht. Das ist absolut kein Unternehmen, das wir im Zusammenhang mit dem HSV sehen oder lesen wollen. Wir fordern, dass der HSV umgehend von dieser Partnerschaft zurücktritt.

Unser Volksparkstadion ist keine Image-Waschmaschine für Öl-Konzerne!

Förderkreis Nordtribüne e.V. im Juni 2022

[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/496033/umfrage/umsatz-der-shell-deutschland-oil-gmbh/

[2] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/elektromobilitaet-shell-startet-den-bau-von-e-ladestationen-auf-tankstellen-/24328880.html

[3] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/oelkatastrophe-in-nigeria-shells-schande-1.2293186

[4] https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/benzinpreise-oel-statt-oeko-die-renditegier-der-tankstellenkonzerne-a-f5069052-a121-4745-a305-b6a3c7723842

[5] https://www.theguardian.com/environment/2019/oct/09/revealed-20-firms-third-carbon-emissions

[6] https://www.hsv.de/unser-hsv/die-hsv-stiftung-der-hamburger-weg-1/klassenzimmer/aktionstage/nachhaltigkeit

[7] https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/tankrabatt-benzin-preis-konzerne-gewinn-kritik-100.html

[8] https://www.dw.com/de/%C3%B6l-firmen-vor-gericht-schmutzige-gesch%C3%A4fte-in-nigeria/a-42806184

[9] https://www.dw.com/de/verbrechen-in-nigeria-shell-vor-gericht/a-47476224

[10] https://www.theguardian.com/business/2021/may/18/shell-faces-shareholder-rebellion-over-fossil-fuel-production 

Statement der aktiven Gruppen der Nordtribüne Hamburg

 

Moin HSV-Fans,

wieder einmal liegt eine Saison voller Höhen und Tiefen hinter uns. Packende Siege, die wir nur zu gerne im Stadion miterlebt hätten, und die langersehnte Rückkehr ins Stadion als aktive Fanszene lassen uns durchaus positiv auf das vergangene Jahr zurückblicken. Trotz eines mitreißenden Schlussspurts, der gezeigt hat, wie viel Potential in unserer jungen Mannschaft steckt und dass es sich lohnt bis zuletzt an sich zu glauben, hat es in der Relegation am Ende leider wieder nicht gereicht. Nun also ein weiteres Jahr 2. Liga.

Wir blicken dabei optimistisch auf die kommende Spielzeit und obwohl Mannschaft und sportliche Leitung den Aufstieg als Ziel ausgerufen haben, sollte allen klar sein, worauf es auch in dieser Saison am Ende wirklich ankommt: Leidenschaft, Kampf und Geschlossenheit. Wir wollen die Mentalität aus den letzten Spielen der Vorsaison vom ersten bis zum letzten Spieltag auf dem Rasen sehen und die Saison mit genau diesen Werten als Einheit mit unserer Mannschaft bestreiten! 

Auch abseits des Platzes muss dieser Zusammenhalt spürbar sein. Unrealistische Erwartungshaltungen, Grabenkämpfe in den Führungsetagen und mediale Unruhen sollen den HSV nicht länger belasten, sondern der Vergangenheit angehören. Niemand ist größer als unser Verein!

Gradmesser für die Erfüllung unserer Erwartungen werden auch in diesem Jahr die Spiele gegen die ewige Nummer Zwei der Stadt sein, die nach ihrem kurzzeitigen Höhenflug nun auch wieder etwas unsanft auf dem Boden der Tatsachen angekommen sein sollte. Lasst uns gemeinsam keine Zweifel daran aufkommen lassen, wer in dieser Stadt auch in Zukunft das Sagen haben wird!

Wir haben der Mannschaft bereits persönlich zugesichert, dass wir sie auf den Rängen mit derselben Leidenschaft unterstützen werden, die wir auch von ihr erwarten. Gemeinsam für unsere Farben. Gemeinsam für unsere Stadt. Auf geht’s HSV!

 Die aktiven Gruppen der Nordtribüne

Aufarbeitung des Auswärtsspiels in Düsseldorf

Auch mehr als zwei Wochen nach unserem Auswärtsspiel in Düsseldorf beschäftigen uns und viele andere HSV-Fans noch die Geschehnisse rund um die Hin- und Rückreise in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Für viele war es das erste Spiel im Stadion nach langer Zeit. Viele haben sich darauf gefreut, unseren HSV endlich wieder wie gewohnt zu unterstützen. So groß die Vorfreude gewesen sein mag, so groß ist die Ernüchterung danach, dass die Polizei die Hin- und Rückreise zu einem Beispiel überzogener Freiheitseinschränkungen, mangelnder Kommunikation und unprofessionellen Verhaltens gemacht hat. Die vielen Erfahrungsberichte und unsere eigenen Erfahrungen zeugen von einem auf ganzer Linie misslungenen und überzogenen Einsatztag der Polizei. 

Die Bundespolizei gibt in ihrer Pressemitteilung an, dass ein unter anderem mit HSV-Fans gefüllter Zug in Gelsenkirchen wegen verschiedener Straftaten, die von HSV-Fans begangen worden sein sollen, angehalten wurde und die Türen dieses Zuges kurzfristig versperrt wurden. Richtig ist, dass der Zug für knapp zwei Stunden gestoppt wurde. Die Türen des Zuges und die Notentriegelung wurden für mindestens 45 Minuten blockiert. Also nicht nur kurzfristig für 15 Minuten, wie die Bundespolizei in ihrer Pressemitteilung angibt. So bestand in dieser Zeit nicht einmal die Möglichkeit frische Luft in die Wagen zu lassen. Neben HSV-Fans betraf dies auch alle anderen Reisenden, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in dem Zug aufhielten. Weiterhin kam es zu einem medizinischen Notfall, den die außenstehenden Polizist*innen aufgrund der blockierten Türen erst mit einiger Verzögerung mitbekamen. HSV-Fans waren hier nicht Ursache des Zwischenfalls, sondern helfend tätig. 

Uns berichteten mehrere HSV-Fans unabhängig voneinander, dass auch am Hauptbahnhof in Düsseldorf die Lage chaotisch gewesen sei. Bereits vor dem Spiel filmte die Polizei die am Stadion wartenden Fans, ohne dass es hierfür einen Anlass gegeben hätte. 

Nach dem Spiel besserte sich die Situation leider nicht. Zunächst wurde über eine Stadiondurchsage und durch die Polizei bei den HSV-Fans der Eindruck erweckt, dass die Shuttle-Busse zum Hauptbahnhof in Düsseldorf fahren würden. Nachdem viele Fans aufgrund viel zu weniger Busse lange auf die Abfahrt warten mussten, stellte man fest, dass die Shuttle-Busse zum Bahnhof Düsseldorf Flughafen fahren. Dort erwartete die HSV-Fans vor dem Bahnhof ein Polizeikessel. Dies betraf neben denen, die zurück nach Hamburg fahren wollten auch Fans, die noch Wertsachen in Schließfächern am Hauptbahnhof hatten, gar nicht aus Hamburg kamen oder noch eine Hotelübernachtung in Düsseldorf planten. Einige Beamte ließen diese Fans gegen Vorzeigen eines Schließfachschlüssels, eines Personalausweises zur Adressprüfung oder einer Hotelrechnung aus dem Kessel. Andere Beamte ließen dies nicht zu. Auch Toilettengänge und eine Möglichkeit, Wasser oder Essen zu kaufen, wurden den Fans verwehrt. Aus welchem Grund die Polizei so extrem reagierte ist nicht nachvollziehbar. Einen Bezug zu den HSV-Fans, denen das Fehlverhalten auf der Hinfahrt vorgeworfen wird, haben diese Maßnahmen in jedem Fall nicht mehr. Dass mehrfach von Seiten der anwesenden Polizist*innen ein „Sonderzug für die Fans nach Hamburg“ angekündigt wurde, während die Rückreise natürlich in Regelzügen der regionalen Bahnanbieter absolviert wurde, stellt eine schöne Beschreibung der mangelhaften Kommunikation an diesem Samstag dar. 

Es entsteht der Eindruck, dass die zu diesem Zeitpunkt auch immer gereizter, einschüchternder und eskalativer auftretende Polizei hier „die HSV-Fans“ für etwas bestrafen wollte. Das offensichtliche Desinteresse einiger Polizist*innen an dehydrierten Fans während der begleiteten Rückfahrt untermauert diesen Eindruck. Gleiches gilt für die künstlich verkürzten Zwischenstopps, die dazu führten, dass Wasser oder Essen auf der Rückfahrt nicht gekauft werden konnten. Dass mit der BFE der Bundespolizei hierfür zum wiederholten Male bei einem Auswärtsspiel des HSV in NRW eine Polizeieinheit, die nicht nur in Kreisen von Fußballfans einen besonders schlechten Ruf genießt, extra eingeflogen wurde, sagt in unseren Augen weniger über die HSV-Fans aus, dafür umso mehr über das Rechtsverständnis der verantwortlichen Personen in NRW. 

Die Rechte von Fußballfans ohne Anlass in einer solchen Weise zu beschränken, ist nicht hinnehmbar. Gleiches gilt für die Rechte anderer Reisender, die aufgrund der vollständigen Blockierung der Türen in Gelsenkirchen ihren Anschluss verpassten, einen medizinischen Notfall erlitten haben oder schlicht in dem Zug gefangen waren. An dieser Stellen wollen wir uns bei allen HSV-Fans bedanken, die uns ihre Eindrücke von der Hin- und Rückreise nach Düsseldorf geschildert haben. Enttäuscht sind wir – wie auch viele andere HSV-Fans – über die undifferenzierte Berichterstattung vor allem auch in der Hamburger Presselandschaft. Wir werden uns auch in Zukunft weiterhin für die Rechte von Fußballfans einsetzen – auch bei Auswärtsspielen in NRW. Dabei hoffen wir auch auf eine kritische Öffentlichkeit und Unterstützung durch Vereinsvertreter*innen. 

Fanhilfe Nordtribüne

STELLUNGNAHME DES HSV SUPPORTERS CLUB UND DER FANHILFE NORDTRIBÜNE

 

Die Zweitliga-Partie gegen Fortuna Düsseldorf am Sonnabend bot den Rahmen für ein Fußballfest, wie wir es seit zwei Jahren schmerzlich vermisst haben: Bei bestem Wetter trafen zwei Traditionsvereine aufeinander, die von ihren Fans leidenschaftlich unterstützt wurden. „Wie früher…“ war ein Satz, den man im Stadion öfter aus glücklichen Gesichtern hörte. 

Leider verfielen auch Polizeieinheiten in bekannte Muster zurück und belästigten auf der An- und Abreise Fans des HSV in einer Weise, die uns fassungslos zurücklässt. Wir möchten die uns zugetragenen Erlebnisse hiermit dokumentieren. Sie zeigen ein anderes Bild als die Polizeiberichte, die von einigen Medien unkritisch wiedergegeben wurden: 

Auf der Hinfahrt wurde ein Zug mit mehreren hundert HSV-Fans, sowie zahlreichen anderen Fahrer*innen, wegen einer angeblichen technischen Störung am Zug in Gelsenkirchen angehalten. Daraufhin rückten behelmte Polizeieinheiten an und die Türen des gesamten Zugs wurden zunächst blockiert und anschließend für ca. eine Stunde verriegelt. Zu diesem Zeitpunkt konnten dann auch andere Zugreisende den Zug nicht mehr verlassen – darunter ältere Mitreisende, Familien oder Reisende, die in Düsseldorf einen Flieger erwischen mussten. Selbst als eine ältere mitreisende Frau Kreislaufprobleme bekam, war dies für die Polizei kein Anlass ihr Vorgehen zu hinterfragen. Im Gegenteil, die helfenden Fans wurden von den Einsatzkräften vielmehr noch als Bedrohung wahrgenommen. In der Zwischenzeit wurden drei Züge nach Düsseldorf verpasst und erst mit weit über einer Stunde Verspätung durften die Reisenden weiter in Richtung Düsseldorfer Stadion. 

Nach dem Spiel wurden die HSV-Fans mit völlig überfüllten Shuttle-Bussen zum Düsseldorfer Flughafen gebracht. Mehrere hundert von ihnen wurden vor Ort direkt von Einheiten der BFE gekesselt und durften diesen über eine Stunde nicht verlassen. Nachdem sie im Stadion mehrere Stunden in der Sonne standen, wurden sie davon abgehalten, sich Getränke oder Essen zu kaufen. Auch Toiletten waren nicht vorhanden. Alle Fans in dem Kessel wurden dann in Regionalbahnen geschickt, auch solche die eigentlich ein gültiges ICE-Ticket für die Rückfahrt oder ein anderes Fahrtziel als Hamburg hatten. Bei der Rückfahrt wurden dann die großzügigen Umstiegszeiten in Osnabrück und Bremen durch unnötige Stopps zwischen den einzelnen Stationen künstlich auf wenige Minuten minimiert. So bot sich weiterhin keine richtige Möglichkeit, Wasser oder Lebensmittel zu kaufen. Die Einheiten der BFE begleiteten die Fahrt weiterhin sehr aggressiv. Die HSVer*innen mussten bitten, auf Toilette gehen zu dürfen. Sie wurden auf unnötig kleinem Raum eingekesselt, obwohl der Zug verhältnismäßig leer war, durften den Waggonteil nicht verlassen, wurden von den behelmten Beamten beleidigt und teilweise körperlich angegangen, wenn eine Maske nicht (richtig) auf dem Gesicht saß. Dabei wurde die Maskenpflicht von Teilen der Einsatzkräfte selbst offenkundig missachtet. Der Grund für diese Gefangennahme war weder ersichtlich noch wurde er kommuniziert. Auf verständliche Nachfragen wurde destruktiv und teilweise beleidigend reagiert. Es war der Besonnenheit der anwesenden HSVer*innen zu verdanken, dass dieses Verhalten trotz Provokationen nicht eskalierte. Die Gruppe HSV-Fans konnte sich während der gesamten achtstündigen Rückreise nicht mit Essen oder Trinken versorgen und wurde dann in Hamburg ohne ersichtlichen Grund vom nächsten Polizeikessel in Empfang genommen. Erst nach einer Kontrolle durften sie den Bahnhof verlassen. Auf die zahlreichen Hinweise man wolle lediglich nach Hause, reagiert die Polizei nicht. Vielmehr entstand bei den anwesenden Fans der Eindruck, die Polizei versuche durch hartes Vorgehen gegen einzelne Fans auf den letzten Metern der Fahrt noch die scheinbar gewünschte Eskalation herbeizuführen – ohne Erfolg. 

Dieses Verhalten der Polizei ist nicht zu akzeptieren und durch nichts zu rechtfertigen – auch nicht durch vermeintliche Verfehlungen einzelner HSV-Fans. Wir werden alles in unserer Macht stehende 

tun, damit solche Zustände nicht einfach „hingenommen“ werden. Wir werden niemals hinnehmen, dass Fußballfans Grundrechte abgesprochen werden. Wer etwas mitbekommen hat und seine oder ihre Erlebnisse teilen möchte, kann sich an die Fanhilfe Nordtribüne wenden (fanhilfe@nordtribuene-hamburg.de). 

Fanhilfe Nordtribüne & die Abteilungsleitung des HSV Supporters Club 

Ankündigung der aktiven Gruppen der Nordtribüne Hamburg

 

Moin HSV-Fans,
nach über zwei Jahren war es für uns beim Auswärtsspiel in Düsseldorf endlich wieder möglich organisiert im Stadion aufzutreten. Die sehr kurzfristigen Änderungen der Zutrittsbeschränkungen am Vorabend des Spiels ermöglichten uns wieder einen Stadionbesuch nach unseren Vorstellungen. Leider konnten wir euch alle aufgrund der Kurzfristigkeit nicht mehr angemessen über unsere Entscheidung informieren.

Umso mehr freut es uns, dass wir euch nach den aktuellen Beschlüssen des Hamburger Senats mitteilen können, dass wir ab Samstag, zum Heimspiel gegen Paderborn, auch endlich wieder auf der Nordtribüne anzutreffen sind. Für die Auswärtsspiele behalten wir die regionalen Einschränkungen im Blick und entscheiden dann, jeweils im Einzelfall, ob ein Auftritt im Stadion möglich ist oder nicht.
Wir brennen darauf unserer jungen Mannschaft in dieser wichtigen Phase der Saison wieder den Rücken stärken zu können.

756 verdammt lange Tage sind genug.
Wir sind wieder da.
Auf geht’s Nordtribüne!

Die aktiven Gruppen der Nordtribüne Hamburg

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